Ausführlicher Bericht.

vom Gebrauche der Con- und Dissonanzen.

Edition by Bernhard Lang

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Caput I.
Ausführlicher Bericht vom Gebrauche der Con- und Dissonantien Beschreibung der Consonantien
1) Consonantien sind zweyerley; Erstlich diejenigen, welche immer Consonantien sind, als Tertia, Quinta, Sexta, Octava, und die, welche zuweilen consonans, zuweilen dissonans ist, nehmlich die Quarta.
Denn diese ist in allen Biciniis eine Dissonanz, wie auch, so offte sie in mehrstimmigen Stücken gegen die Unterste partei genommen ist;
Sonst aber in denen Mittel Stimmen gegen sich selbst nnd gegen die Obersten, ist sie eine Consonanz.
2) Die stets Consonantien bleibenden sind wiederum zweyerley. Perfectae und Imperfectae.
Perfectae sind, welche ihr gewißes Maaß unverändert behalten, und sind Quinta und Octava.
NB. Unisonus ist eigentlich keine Consonanz, wird aber der Octav verglichen.
3) Quinta ist, wenn eine Stimme drey Tonos und ein Semitonium über der andem steht, alß
exemplum 1
4) Octava ist, wenn eine Stimme über der andem fünff Tonos und zwo Semitonia stehet, alß
exemplum 2
5) Impcrfectae sind, welche ihr Maaß nicht unveränderlich behalten, sondern bald kleiner, bald größer sind; alß Tertia und Sexta.
6) Tertia ist zweyerley, Major und Minor.
7) Major, wenn eine Stimme zwey gantze tonos über der andern stehet, alß:
exemplum 3
8) Minor ist, wenn eine Stimme über der andern einen ton und semitonium stehet, alß:
exemplum 4
9) Sexta ist auch major oder minor, Major ist, wenn eine Note über der andern vier tonos und ein semitonium stehet, alß:
exemplum 5
10) Sexta minor ist, wenn eine Stimme über der andern drey tonos und zwo Semitonia stehet, alß:
exemplum 6
Caput II.
Vom Gebrauch der Perfecten unter sich selbst
1) Zwey Perfecten einerley Sorte können nicht miteinander hinauff oder herunter gehen, alß:
exemplum 7
2) Aber gegen einander springend, oder auch stille stehend, können sie gar wohl angehen. Alß:
exemplum 8
Und auff besagte weise kan Quinta auf Quinta, und Octava auff Octav folgen.
3) Nun aber ist zu sagen, wie Octava auff die Quinta folgen kan.
Solches geschiehet, wenn eine Stimme in gradu, die andere in saltu gehet, alß:
exemplum 9
4) Item, wenn eine stille stehet, und die andere springet, alß:
exemplum 10
Wenn aber beide Stimmen springen, so ists verbohten aus der quinta in octavam zu gehen, alß:
exemplum 11
6) Ea wäre dann in motu Contrario so gehts gut alß,
exemplum 12
Caput III. Von den Imperfect-Consonantien insgemein
1) Die imperfect Consonantien werden entweder in [dem] unveränderten oder aber veränderten Satz der Octav gebraucht.
2) Der unveränderte Satz der Octav in Cantu molli ist, wenn die Semitonia mi, fa, in e, f, Und wiederum a, b, fürkommen.
In Cantu duro aber, wenn mi und fa in e, f, und , c. zu finden. Alß:
exemplum 13
exemplum 14
3) In den unveränderten Sätzen sind folgende Tertiae minores: Re, fa; mi, sol.
exemplum 15
exemplum 16
4) Die Tertiae majores in unverändertem Satze sind ut, mi; fa, la.
exemplum 17
exemplum 18
5) Die Sextae minores in unverändertem Satze sind, re, fa; mi, sol; mi, fa.
exemplum 19
exemplum 20
6) Die Sextae majores in unverändertem Satze lind, ut, la; re, mi; fa, sol.
exemplum 21
exemplum 22
7) Die Veränderung der Octav geschiehet entweder aus Noth oder aus Belieben.
8) Aus Noth geschieht sie, wegen eines Ganges, Sprunges oder Cadenz,.
9) Wegen eines Ganges, wenn entweder die Secunda gar zu groß seyn würde.
exemplum 23
Muß also seyn:
exemplum 24
10) Oder in Cantu duro, wenn man nicht höher alß ins mi, oder in Cantu molli ins e mi gehen würde.
exemplum 25
Muß also stehen.
exemplum 26
Es wäre denn eine Cadentz, in welchem Fall es unverändert bliebe, wie auch, wo die Tertia sonst zu klein wäre, alß:
exemplum 27
11) Item wenn der Gang zur quarta gar zu groß sein würde, als
exemplum 28
Jedoch ist zu mercken, solche Quarten sind nur allein verbothen, wenn die Noten so die quarta machen, anschlagen, als in obgesetzten Exempeln.
Wenn sie aber nicht anschlagen, sondem nur so hindurchschleichen, so darf man deßwegen die 8tav in ihrem natürlichen Satze nicht verändem, daher sind solcher Art Exempel gut:
exemplum 29
12) Wegen eines Sprunges muß man die 8tav verändern, wenn im Hinaufspringen eine allzu große 4ta, eine allzu kleine oder allzu große quinta, allzu große oder allzu kleine 8tav würde verursachet werden, alß:
Im Hinanfspringen ist verbothen:
exemplum 30
Im Herunterspringen ist verbothen:
exemplum 31
Die allzu kleinen Quarten aber, werden sowohl im Herabspringen als hinauff zugelaßen.
Wie denn auch heutiges Tages die allzu kleinen Quinten im herabsteigen passiret werden [alß:]
exemplum 32
wiewohl man auch die andern vorgedachten Sprünge, insonderheit in stylo Recitativo findet.
13) Wegen einer Cadenz wird die Octava verändert, wenn anstatt der Tertia minor [oder Sexta minor) die major genommen wird.
14) Es ist aber eine Cadenz ein zierlich er Schluß, und wird in der untersten Stimme auff zweyerley Weise formiret, indem solche entweder Bassiret oder Tenorisiret.
15) Die bassirenden Cadenzen der untersten Stimme sind entweder perfect oder imperfect.
16) Perfect sind diejenigen, welche eine quint fallen oder eine quart steigen.
exemplum 33
17) Imperfect sind, welche in eine quart fallen, oder in eine quint steigen.
exemplum 34
18) Die Tenorisirenden Cadenzen der Untersten Stimme sind entweder gewöhnlich oder Ungewöhnlich.
19) Die gewöhnlichen fallen eine Secunde herunter, alß:
exemplum 35
20) Die Ungewöhnlichen sind alle andere, welche ausser den oberzehlten sind, und werden garnicht gebrauchet, es wäre denn eine Sache, daß die unterste Stimme ein lauterer Choral wäre, alß:
exemplum 36
21) Zu den Perfect Cadenzen müßen alle Tertien Major seyn; außgenommen in der Mitte des Stückes, diejenigen, welche sich im Baß in re oder mi endigen, in welchen die letzte tertia minor seyn kan, am Ende aber muß sie nothwendig major seyn.
exemplum 37
22) In den Imperfect Cadenzen bleibet die Tertia wie sie im Satze der Octav stehet, über der ersten note;
über der andern aber wird sie major, alß:
exemplum 38
Man wolte denn die Natllrliche tertia major, so sich über der ersten Note befindet, mit Flei/3 in die mi'fWT verwandeln, welches zuweilen geschicht, aiR:
23) In denen GewlShnlichen Te'fWTisirenden Cadenxen, muB über der ersten Note die Sexta major, wie auch über der andem tertia major gebraucht werden. Jedoch, da sie sich auff re oder mi endigten, so ists in der Mitte frey die Tertia mi'fWT drüber zu ge brauchen. 1 in Mittel. [oder also nch Gelegenheit]
24) Die ungewlShnlichen Cadentien, wie sie nicht gar wohl klingen, also lind sie auch zu meiden. Sollte [aber] jemanden belieben einigen Choral zur Unterstimme zu nehmen, so sich auf solche Art endigte, daß man diese ungew6hnlichen Clauseln gebrauchen mi lBte, so ist flimehmlich dahin zu sehen, daß zum wenigsten die andem Stimmen einen feinen formlichen SchluB machen, welches der Tqnus [oder Inhalt des Stlickes) leicht lehren wird.
25) Nach Belieben wird die 8tav verindert, wenn man entweder ein gantz Stl ick per secundam etc. Mher oder tiefer transponiret, oder in der Mitten de.. selben aus dem Satz der 8tav schreitet, welches, weil es nach Belieben geschiehet, in regula nicht kann verfasset werden und besser aus der Imitation guter Compqnisten genommen w ird.]
Caput IV. Wie die Imperfect Consonantien adeinander toJpn
1) Zwey oder mehr Sexten oder Tertien folgen recht aufeinander. AlB:
2) Anff die Tertia folget die Sexta gar recht, wenn eine Stimme stille stehet, die andere eine Quart springet. AlJl:
3) Wenn beyde fallen, doch ist zu meiden was folget:
4) Item, wann beyde steigen, [nur meide das]
5) Auff die Ten folget die Sext gar gut, wenn sie gegen einander gehen. AlB:
6) Auff eine Sezta folget eine Tertia gut, wenn eine Stimme stille ltehet. AlB: 7) Item, wenn lie beyde fallen. Doch meide folgendes:
8) lIMn, wenn sie gegen 8inander gehen. AlB:
9) Verbohten aber ists, aus der Sezta in die Tertia zu gehen, wenn beyde Stimmen steigen.
Caput V. Vom Gebraoch der Quinta und Tertia nacheinander
1) Quinta gehet gar recht vor der Tertia her, wenn eine Stimme stille .tehet:
2) Item, wenn beyde hinauffgehen. AIB:
3) Wenn sie beyde fallen, so solI die Oberste eine Qumta und die Unterste ems Tertia fallen, die andem Arlen lind verbohten. I~ gut. verbothen.
4) GegeDeinander gehen sie gar gut. AIB

5) AuB der Tertia gehet man gar recht in die Quinta, wenn eine Stimme stille stehet. AlB:

6) Wenn sie aber beide fallen, so ists verbohten. ill:
7) Allerdings aber ist verbohten, wenn sie miteinander hinauffgehen wIlrden.
8) Wenn sil1 aber also gegen einander gehen, so ists gar recht. AID:
Die andem Arlen taugen nicht.
Caput VI. Vom Gebraoeh der Octava Dod Tertia naeheioaoder
1) Die Octava schickt sich wohl vor der Tertia, wenn eine Stimme stille stehet:
2) Item, wenn sie beide miteinander herunter gehen.
FoIgendes aber ist zn meiden:
3) Item, wenn sie gegeneinander gehen.
4) Hingegen ists allerdings verbohten, aus der Octav in die Tertia zu gehen, wenn beide hinau1l gehen.
5) AuB der Tertia gehet man recht in die OcttJva, wenn eine Stimme ltille ltehet:
6) 118m, wenn sie beide hinauffgehen. wenn sie beide gegen einander gehen != Die anderen Exempel dieser Arten sind alle verbohten.
8) Aber wenn man aus der Tertia in die Octav gehen wolte, wenn beide Stimmen herunter gehen, so ists verbohten.
Caput vn. Vom Gebraoch der Quiota und Sexta nacheinander
1) Die Quinta leidet eine Sexta nach sich, wenn eine Stimme stille stehet.
2) Wenn sie aber miteinander heruntergehen, so ists verbohten. AlB :
5) Wenn sie beide hinauffgehen, so sind sie them gut, theils verbohten. AlB:
4) GegeD einander aber gehen sie gar gut:
5) Die Quinta folget gleichermaBen recht auff die Sexta, wenn eine Stimme stille Itehet. AlB:
6) Item, wenn sie gegeneinander gehen, sind sie theils gut, theils auch Mse:
7) Mit einander aber dlirffen sie weder hinauff noch heruntergehen.
Caput VIII. Yom Gebraoch der Octava ond Sexta oacheioaoder
1) Auf die Octava folget die Sexta gar recht, wenn eine Stimme stille stehet.
2) Item, wenn beyde fallenj AlB:
3) Item, wenn beyde Iteigen:
Doch ilts .elten sa gebrauchen.
4) Item in Motu Contrario ists recht. AlD:
5) Auii' die Se:xta folget eine Octava gar recht, wenn eine Stimme stille stehet:
6) Item zuweilen, wenn .ie gegeneinander gehen:
7) W enn sie aber mit einander auft'- oder niedergehen, so ists verbohten, aiB:
Caput IX. Von verbohteoen Spriingeo
1) Verbohtene Sprlinge sind, wenn man aus einer Consonans in die andre ; phend, solche Bewegung verursachet, die eine unangenehme Harmonie machet.
2) Und sind zweyer Arthen, denn zuweilen springet nur eine Stimme und nweilen aile beyde, wie aus vorhergehenden Exempeln zu ersehen. ..
3) Solche Sprlinge sind mit allem FleiBe zu meiden, jedoch leidet diese f,Begel etliche Exceptiones. AIB (1) darff man so gar scharff nicht acht drauff !,.ben, in einem vielstimmigen Stlick, weil die Abwechselung der Consonantien, . Iche in solchen erfordert wird, dasselbe entschuldiget, doch solI man in allaobgesagte Sprlinge meiden in den auBersten Stimmen, alB Discant und , oder welche Parley deren Stelle vertreten wllrde.
Und wiewohl etliche nchie dliche Sprllnge in einem Bicinw, andere in einem Tricinw, etliche ,iDem Quatuor und lonst wollen gemeidet wissen, so wird doch, wer mir folget, alle solche Sprilnge in einem Stlicke das nicht mehr al/l mit Vieren ist, mit FleiBe fliehen.
In mehrstimmigen aber solche selten in die Mittel-Stimmen verstecken, und die Alt- und Te'fWT-In8trumenta Ueber damit beschweren.
(2) So wollen sie etlic he in denen Fugen zulaUen, denen folgen kann, wer da will.
Ich halte daflir, daß man solche Contm Subjecta zu einer Fugen machen konne, daß selbige keine Mse Sprllnge haben dlirffen.
(3) Heute lindet man viel der verbohtenen Sprlinge in denen Soliciniis g egen den Rap, welche sich also entschnldigen lassen, daß der General-Rap (den ein Organist mit vieren schlaget, und also aus dem Solicinw ein Quinque machet) solche verstecket, doch rathe ich auch solches zu meiden.
4) Eine andere Beschaffenheit hitte es in St!Jto Recitativo, wo sie vielleicht eUicher a.ffecten zu gefallen zugelaUen werden.
Caput X. V 00 denen Dissonantien
1) Dissonantier1 sind solche IntervaUa, welche in zweyen Stimmen gegen einander eine MiBhilligkeit oder MiB-Laut verursachen.
2) Und sind zweyerley, denn eine Dissonans bleibt entweder alleweile Dissonans, alB 2da 41 5ta und 7m. Oder wird zuweilen eine Consonans, wie droben yon der Quarta gedacht worden.
3) Und ob man zwar meinen wolte, die MiBhilligkeiten solten als Feinde der Music, welche einen schlSnen Wohl-Laut zu ihrem Ende hat, verbohten seyn:
So dennoch sind die Dissonantien, wenn sie kunstmaBig gebrauchet werden, die vomehmste Zierde eines Stlickes und sollen dannenhero nur vermiedeD werden, wenn sie ohne Grund der musikalischen Regeln, und also ohne Annehmlichkeit seyn.
4) Zu solchem Ende, nehmlich den Gebrauch der Dissonantien desto klarer zu zeigen, hab ich eUiche Figuren erfunden, welche hoffenUich nicht undienlich seyn werden.
5) Ich theile sie aber di[ e )Umal in Figuras fundamentaks und superficiales.
6) Figuras fundamentaks nenne ich diejenigen, welche in der fundamental CompositUm oder im alten sty to nicht weniger als in den liblichen Arthen befindlich.
7) Solche Figurarum Fundamentalium sind zweyj Nehmlich Ligatura und Transitus.
Caput XI. Von der Ligatur
1) Ligatura, sonst auch Syncopatw genand, ist, wenn eine rIlckende Note gegen einer Consonans und Dissonans zu linden.
2) In solcher Ligatur ist folgendes zu beobachten: (1) daß lie sich rIlcken mllBe, (2) daß ihre Helffte gut, d ie andere schlimm sey. (3) daß die nächste anf die rIlckende foigende Note eine Secunda niedriger stehe.
3) Die Rl1ckung ist entweder offenbar, alB:
4) Oder wird durch einen Punct an der Note hengend verstanden, wie in den Exempeln zu sehen seyn wird. .
5) In Tripelin gilt es gleich, ob das erste oder zweyte Theil des Tacts falsch sey, das dritte muB gut leyn.
6) Exempla dcr syncopirten Secunda.
7) Exempla dcr syncopirten Quarta. Dabey zu mercken, wenn sich die Oberstimme rlicket, so muB die untere stille stehen, oder eine Octava fallen, wenn aber die untere rlicket, muB die obere eine Secunda steigen.
8) Dahero sind folgende Exempel als falsch zu meiden:
10) NB. Die Septima liBt sich alleine in der Oberstimme bin den.
11) [Folgen etliche] Exempla der Syncopation [ en], so zwar wider obige lauffen, doch aber gar viel gebrauchet werden. !~J J~~
Caput XII. Vom Transito
1) Transitus, welchen ich sonst auch Deminution geheiBen, ist, wenn zwischen zweyen guten Noten eine falsche im nichsten IntervaUo ist.
2) Und ist zweyerley, Regularis vellrregu1aris. Regel oder UnregelmaUig.
3) Transitus reguiaris ist, wenn die anschlage nde Note consonans, die andere aber Dis.onans ist.
4) Bey dies em Transitu ist zu mercken (1) daß alle ungeraden Theile des Tacts aus Consonantien bestehen sollen, denn das heiBe ich die anschlagenden Noten.
Es sind aber ungrade Theile des Tacts die erste Ralffte, [das erste] und dritte Viertel.
Das 1 te 3te und ffinffte, auch 7te Achttheil etc.
1m Tripel muB die erate Note gut seyn; die andere und dritte, I: eine yon beyden, nicht wohl beyde : I mlSgen dissonant seyn.
(2) Daß auff die COOtsonans eine Dis sonans im nachsten IntervaUo folge, und auf eine Dissonans abermal eine Consonans im nachsten IntervaUo, [alB:]
NB. AuB dies em Exempel eracheinet, daß auch die erste Note des Tacts im Tripel klSnne falsch seyn in der mittelsten Note der Rlickung, daß aus drey Noten zwey Tact werden.
5) Transitus Irreguiaris ist, wenn die aDBchlagende Note falsch, die folgende aber gut ist.
6) Die Transitus Irreguiares sollen (1) selten gebrauchet werden, (2) die verkleinerten Noten in Tranntu irTeguiari sollen nur herunter, nicht aber hinauffgehen.
(3) Ea solI eine kleine falsche Note anschlagen, eine [gleiche] andere aber, die Secunda niedriger fallende, sie gut machen.
1st eben aiR wenn es so stlinde:
W orauB zu sehen, daß man die fallenden Tertien und Quarten auff solche Malle starcken konne.
Caput XIII. Von den Figuris Soperflcialibus ins gemein
1) Billhero haben wir gehandelt die Figuras fundn:mentales. Wie nun die Alten yon denselben nicht geschritten, also soH man auch derselben sich bey ihren Arlen der Composition allein gebrauchen.
2) Na chgehends hat man observiret, daß klinstliche Sanger auch Instrumentisien, wann dergleichen Sachen zu machen gewesen, von den Noten hier und dort etwas abgewichen, und also einige anmutige Art der F'iguTen zu emnden AnlaU gegebenj denn was mit vernunfftig en Wohl-Laut kan gesungen werden, mag man auch wohl setzen.
3) Dahero haben die Componisten in vorigem Secula allbereits angefangen, eines uud das andere zu setzen, was den vorigen unbekant, auch den Unnrstandigen unzulaBlich geschienen, guten Ohren aber und .I.llusicis annehmlich gewesen.
4) BiB daß auff unsere Zeiten die Musica so hoch kommen, daß wegen Menge der Figuren, absonderlich aber in dem neu erfundenen uud bisher immer mehr ausgezierten Stylo Recitativo, sie wohl einer RhetoTica zu vergleichen.
5) Solche .F'iguTen und Satze aber, haben die alten Componisten zu ihrem Grunde, und was durch solche nicht kann excusiret werden, dasselbige solI billich aus der Composition als ein Ungeheuer auBgemustert werden.
6) Es sind aber Figurae Superficiales, [ die] nachgesetzte[n): Superjectio, Sub8umtio, Variatio, Jf.ultiplicatio, Ellipsis, RetaTdatio, Heterolepsis, Quasitransitus unll Abruptio.
Caput XIV. Von der Soperjectio
1) Superjectio, insgemein Accentus genand, ist, wenn über eine Consonans oder Dissonanx eine Note im nechsten Inwvallo drIlber gesetzet wird. ill:
2) Dieser Accentus wird gebrauchet, wenn eine Stimme herunter gehet oder auch springet.
3) Doch ist zu mercken, daß gleich wie das Fundament der Cmnposition nicht zulaBt, aus einer Dissonans einen Sprung zu thun, also man auch nicht einen solchen libeln S prung mit dem Accentu zieren oder entschuldigen konne.
Caput XV. Von der Sobsomtion
1) Subsumtio yon den Italianern CercaT delta 1Wta. genennet, ist, wenn ich einer Note im nachsten InteTvallo etwas unterwerte hinzusetze.
2) Und ist zweyerley: Denn man entwedel' dem Anfange oder dem Ende der Note unten etwas anhenget.
3) Wenn man dem Anfange unten etwas anhenget, so konte man sie Subsumtionem praepositimm nennen wie in dies em E:l:empel.
4) Wenn man der Note am Ende eine anhanget, so konte man sie Subsumtionem postpositivam nennen: In singenden Sachen heiLlen sie die Italianer zuweilen AnticipatUme de/fa Sillaba, zuweilen Cerca1


last modified Mon Jan 15 18:59:35 2007 by Bernhard Lang